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Das Eichsfeld

Ein landschaftliches Übergangsgebiet und kulturelles Bindeglied

Diese Region zwischen Harz und Werra, Göttinger Senke und Thüringer Becken besitzt nicht nur landschaftliche Reize, sondern auch viel Bemerkenswertes und Interessantes, manch Besonderes und Schönes, das sich heute die Bundesländer Thüringen und Niedersachsen - und mit zwei Dörfern auch Hessen - einträchtig teilen. Das Eichsfeld sei, so formulierte einst ein bedeutender Regionalhistoriker diplomatisch, nicht Thüringen, nicht Niedersachsen und auch nicht Hessen, sondern ein landschaftliches Übergangsgebiet und ein kulturelles Bindeglied zwischen diesen Ländern, weil sich das Eichsfeld landschaftlich, kulturell und volklich von seiner Umgebung merklich abhebe. Der Beweis für die sachliche Richtigkeit dieser anscheinend abgrenzenden, aber dennoch durchaus verbindenden Aussage ist optisch mit Hilfe der Landkarte, linguistisch durch die lebendigen Mundarten und insbesondere durch Betrachtung des geschichtlichen Werdens zu erbringen.

Das Eichsfelder Land

Das Eichsfeld, das mit seinen knapp 1.200 km2 bequem Rügen, die größte deutsche Insel, oder auch die Hauptstadt Berlin flächenmäßig in sich aufnehmen könnte, gilt als „landschaftliches Individuum". Im Norden, der fruchtbaren „Goldenen Mark", kann der Blick fast grenzenlos über eine flachwellige Beckenlandschaft mit sanft gerundeten Hügeln gleiten, bevor der Harz und die Göttinger Berge das Landschaftspanorama als Kulisse umhüllen. Der Seeburger See, der bis zu fünf Metern tief ist, wird phantasievoll als „Auge des Eichsfeldes" bezeichnet, denn er stellt mit seiner einen Quadratkilometer umfassenden Fläche immerhin die größte natürliche Wasserfläche des Eichsfeldes dar. An europäischen Normen gar messbar ist die Rhumequelle, die mit einer maximalen Quellschüttung von 5000 Litern je Sekunde zu den stärksten Karstquellen Deutschlands und des Kontinents gezählt werden kann. Der Süden des Eichsfeldes ist als Randerhebung des Thüringer Beckens aufgetürmt worden und präsentiert Muschelkalk- und Buntsandsteinhochflächen sowie Mittelgebirgshöhe erreichende Bergrücken und -kuppen mit idealen Wanderwegen und -zielen im Ohmgebirge, im Dün, im Höheberg und in der Gobert. In letzterer, dem „Dach des Eichsfeldes", erreicht man bei 543 Metern des Eichsfelds höchste Erhebung und wird für den Aufstieg mit unvergesslichen Blicken auf die Bergwelt des Eichsfeldes, in das Werratal und auf das Hessische Bergland belohnt. Nicht minder anmutig sind die Eichsfeldische Schweiz mit der Dieter der Höhe, dem Rosoppe- und dem Rodetal sowie im mittleren Eichsfeld Leinetal und Eichsfelder Kessel. Die im Eichsfeld entspringenden Gewässer orientieren sich rasch nach zwei verschiedenen Fließrichtungen, obwohl ihre Quellen oft nur einige hundert Meter voneinander entfernt zutage treten, und eilen als Leine, Rhume, Hahle, Frieda und Waise zur Weser bzw. Werra, während die Unstrut mit Luhne und Wipper zur Saale und dann zur Elbe streben.

Zur eichsfeldischen Geschichte

Der vielgestaltigen Landschaft des Eichsfeldes entspricht auch seine Geschichte,
deren älteste Belege Funde von jungsteinzeitlichen Bandkeramikern am Euzenberg bei Duderstadt sind und bis 5000 Jahre v. Chr. zurückreichen.

Nachdem die weit nach Norden vorgedrungenen Thüringer im Jahre 531 an der Unstrut die Schlacht gegen die Franken und die mit ihnen verbündeten Sachsen verloren hatten, einigten sich die Sieger auf eine Gebietsteilung, und die Sachsen erhielten den nördlichen Teil, während sich die Franken den südlichen Teil des heutigen Eichsfeldes nahmen. Die Sprachgrenze zwischen dem Hochdeutschen im Süden und dem Niederdeutschen im Norden, das die Obereichsfelder die Eichsfelder Mundart „storjen" und die Untereichsfelder das niederdeutsche Platt „snaken" lässt, dürfte seine Ursachen in dieser Teilung vor fast anderthalb Jahrtausenden haben. Die immer weiter zunehmende fränkische Herrschaft brachte nach dem 8. Jahrhundert dem Eichsfeld das Christentum und mit einem fränkischen Königshof bzw. einer bedeutenden erzbischöflichen Niederlassung und einer Martinskapelle „auf dem Berge" in Heiligenstadt einen ersten administrativen und kirchlichen Mittelpunkt, wenngleich der erste schriftliche Nachweis des einst germanischen Gaus Eichsfeld erst aus einer Urkunde hervorgeht, die Arnulf von Kärnten am 28. Januar 897 in Regensburg unterschrieb und in ihr die Rechtmäßigkeit eines Gütertauschs „in pago Eichesfelden" bestätigte, der zwischen dem Abt Huki von Fulda und dem Grafen Konrad vorgenommen worden war. Im 11. und 12. Jahrhundert hatte das recht günstig gelegene Eichsfeld das Besitzinteresse vieler Nachbarn auf sich gezogen, doch schließlich vereinten siegreiche Mainzer Erzbischöfe alle Gebiete, die vormals Thüringer und hessische, Wettiner und Weifenherzige, aber auch die Klöster bzw. Stifte Hersfeld, Fulda, Corvey, Hildesheim, Quedlinburg u. a. besessen hatten, in ihrer Hand und festigten ihre geistliche Herrschaft damit auch territorial. Die von Mainz recht ferne Exklave wurde als „Kurfürstlich Mainzischer Eichsfelder Staat" zwischen 1123 und 1540 von Viztumen bzw. Amtleuten und Landvägten auf dem Rusteberg, hernach durch Oberamtleute und Statthalter von Heiligenstadt aus verwaltet.

Trotz der zahlreichen Klosterniederlassungen im Lande ließen die Lehren des Augustinermönchs Martin Luther die Eichsfelder aufhorchen und ihnen folgen, so dass sich der Erzbischof und Kurfürst Daniel Brendel von Homburg bei seiner Eichsfeldvisitation 1574 vor die schwere Aufgabe gestellt fand, seine Landeskinder mit Ausnahme derer in Heuthen, Geisleden und Uder, die treugeblieben waren, wieder zum „rechten", zum katholischen Glauben zurückführen zu müssen. Als eifrige, erfolgreiche Helfer waren ihm bei der Durchsetzung des Grundsatzes „Cuius regio, eius religio" (Wessen Land, dessen Glaube) die stante pede nach Heiligenstadt beorderten Jesuiten behilflich. Nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges mit furchtbarem menschlichem Leid, unvorstellbaren Verwüstungen und unermesslichen Schäden begannen die Menschen aufzuatmen und aufzubauen, wovon mehr als 100 Kirchen sowie Benediktiner- und Zisterzienserklöster, Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude in Städten und Dörfern Zeugnis ablegen, bevor der Siebenjährige Krieg (1756-1763) abermals für Zerstörung und Schulden in beträchtlichem Umfang sorgte. Als im August 1802 preußische Kärassiere und Jäger in das Eichsfeld und eine vierköpfige Zivilkommission in das Heiligenstädter Schloss einzogen und das Mainzer Rad durch den Preußenadler ersetzten, endete die Herrschaft des Erzbischofs und Kurfürsten von Mainz, der seine Eichsfelder „unter dem Krummstab gut leben" ließ, wie gerühmt wurde. Nur wenige Jahre jedoch schwebte der schwarze Aar über dem Eichsfeld; die Zeit reichte aber, um grundlegende Veränderungen herbeizuführen und schon 1803 das Kloster der Zisterzienser in Reifenstein, das der Benediktiner in Gerode und das St.-Martins-Stift in Heiligenstadt aufzulösen, bevor die Eichsfelder aufgrund napoleonischer Kriegserfolge zu Bürgern des Königreichs Westphalen avancierten. Mit der Völkerschlacht bei Leipzig wurde dieses Intermezzo zwar beendet, aber durch den nachfolgenden Wiener Kongress 1815 auch die Teilung des Eichsfeldes eingeleitet. Der nördliche Landesteil mit Duderstadt, Gieboldehausen und Lindau kam zum Königreich Hannover, die Orte in der Mitte und im Süden wurden auf drei Landkreise der preußischen Provinz Sachsen - Heiligenstadt, Worbis und Mühlhausen - aufgeteilt. Hinzu kamen einige honsteinische und schwarzburgische Dörfer im Südharzgebiet, um Großbodungen und im Dün. Vom Juli 1945 an wuchs die historische Amtergrenze zur Dimension einer Trennlinie zwischen den Welt-Machtblöcken an, und am alten Dreiländereck bei Kirchgandern standen russische, amerikanische und englische Soldaten einander gegenüber. Infolge der unterschiedlichen politischen Entwicklung in der östlichen und den westlichen Besatzungszonen entstanden 1949 zwei deutsche Staaten. Obwohl Stacheldraht und Streckmetall eine Wunde in das Eichsfelder Land riss, vermochte es nicht, die Eichsfelder Menschen dauerhaft voneinander zu trennen. Einem Wunder gleich fielen am 9. November 1989 und in den nachfolgenden Tagen und Wochen Grenzzäune und Schlagbäume, Türen öffneten sich, und Wege und Straßen wurden geebnet, um zueinander zu finden und beieinander zu sein. Verwandte und Freunde, Abgeordnete und Verantwortliche der Kommunen, Vereine und Verbände suchten und fanden neue Möglichkeiten und Chancen zum friedvollen Miteinander im schönen, im grenzenlosen Eichsfelder Land, das nun in seiner Gesamtschau wieder ein Gebiet voller Attraktivität wurde.

Tradition und Gegenwart

Mit dem 1. Januar 1994 wurde durch das Zusammenfügen der Kreise Heiligenstadt und Worbis zum Landkreis Eichsfeld ein wesentlicher Schritt zur Beendigung der preußischen Teilung des Eichsfeldes vollzogen.
Die Geschichte lässt sich im Eichsfeld nicht nur erahnen oder erlesen, sondern mittels eifrig gepflegter Traditionen im Jahreskreis allerorts erleben, wie am „fetten Donnerstag", zum Osterfeuer, beim Maisprung und während der Kirmesfeiern, zu Schützenfesten und beim Silvestersingen, aber besonders bei den zahlreichen Wallfahrten und Prozessionen, an denen oft Zehntausende teilnehmen. Die Städte Duderstadt, Heiligenstadt, Leinefelde-Worbis und Dingelstädt mit jahrhundertealtem malerischem Fachwerk, gotischen und barocken Kirchen sowie die fast 180 schmucken, gepflegten Orte des Unter- und des Obereichsfeldes, die alten mainzischen oder hinzugekommenen Dörfer, die jetzt den Landkreisen Eichsfeld, Göttingen und Northeim, dem Unstrut-Hainich und dem Werra-Meißner-Kreis angehören, präsentieren sich ebenso anziehend wie märchenhafte Burgen auf Bergeshöhen und ehemalige Klöster in stillen Waldtälern, so dass die Einwohner mit Freude auf das Geschaffene blicken, mit Eifer Neues planen und verrichten, Besucher aber mit unvergesslichen Eindrücken aus dem Eichsfeld scheiden.

Quelle: „Unser Schönes Eichsfeld“
Mecke Druck und Verlag
Duderstadt 2007

Eichsfeldkarte
© by VG Westerwald Obereichsfeld

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